18. Januar 2014

Butter bei die Fische! Teil 2: Bürgerinformation und -beteiligung am Beispiel Mühlstraße

Gemeinschaftlich das Luftkurörtchen bewahren und voranbringen - darüber besteht trotz allem verqueren Wahlkampfgedöns Einmütigkeit. Gemeinschaftlich an einem Strang zu ziehen, betrifft nach meinen Vorstellungen sowohl das Handeln, wie auch das Ideenfinden, -beraten und -praktikabelmachen. 

Das Informationszeitalter, das nicht nur die Informationstechnik sondern auch den damit verbundenen Kulturwandel selbst ans Südzipfelchen des Ammersees gebracht hat, eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Diese Riesenchance zu nutzen verlangt von den handelnden Personen Veränderungen in ihrem Denken und Tun.

Nehmen wir ein Beispiel:
Eine oppositionelle Gruppe stellt gerade lauthals den längst beschlossenen Umbau der Mühlstraße in Frage. Bei gut Informierten sorgt das für Unverständnis, bei weniger Informierten wirft das zumindest Fragen auf, worum es denn hier eigentlich noch einmal geht... Einschneidende Veränderungen, wie diese bevorstehende Baumaßnahme, wecken von Natur aus bei den Menschen Ängste. Wer überlegt denn nicht auch, wenn es konkret wird, ob es nicht doch noch einfach weitergehen kann...?

In solchen Situationen sind anschauliche Informations-/Erinnerungsmöglichkeiten, "Was soll wie und warum verändert werden?", ebenso wie Foren zum Meinungsaustausch von größtem Nutzen. Das kann ich mit einer Versammlung im Wirtshaus machen, mit einer Nachricht irgendwann in der Lokalpresse, mit einem Spaziergang vor Ort...

Und es geht im neuländischen Internet. Hier lassen sich alle Informationen für jedermann und jederzeit und in aller gebotenen Anschaulichkeit verfügbar machen. Es gibt eine Unmenge modernster Mittelchen fortlaufend aktuell zu informieren, Fragen zu stellen und zu beantworten...

Gerade hat die Gemeindeverwaltung auf der offiziellen Diessen-Website www.diessen.de unter der Überschrift "Informationen und Pläne zum Herunterladen" eine Link-Sammlung von vier amtlichen PDF-Dokumenten online gestellt: Infoschreiben für Anlieger der Mühlstraße vom 10.12.2013, der Zeitplan zum Projekt, die Lagepläne der Umbaumaßnahmen von der Ingeborgbrücke bis zur Unterführung sowie vom Marktplatz bis zur Ingeborgbrücke. Wer diese Seite sucht, sollte über den Menü-Punkt "Aktuelles" der Hauptnavigation fündig werden. Wer mehr will, kann z.B. über die Suchfunktion und/oder in Gemeinderatsprotokollen sein Glück versuchen.

Ein Anfang ist gemacht.

Welche schlummernden weiteren Möglichkeiten des Informationszeitalters hier geweckt werden müssten, will ich anhand dieses Falles vorschlagen:
  • Wenn ich Bürger in solch einen großen Veränderungsprozess mitnehmen will, spreche ich sie am besten direkt an. Amtliche Schreiben sorgen nicht bei jedem für Begeisterung (auch nicht bei mir), sie sind das eine, persönliche, einführende Worte das andere, bessere. Hier wäre redaktionelle Arbeit angesagt. Die Besucher sollten auf das Thema sachlich und emotional eingestimmt werden, sie sollten einen Überblick über die gebotenen Informationen und über das gesamte Projekt mit seiner Bedeutung bekommen.
  • "Das Auge isst mit", heißt es. Ein Lageplan kann einen Eindruck verschaffen, einem Baufuchs vielleicht sogar alles verraten. Weitere, detailliertere Zeichnungen, vor allem Skizzen, wie es nach der Umgestaltung aussehen soll, machen es den interessierten Bürgern einfacher und anschaulicher. Also: Z.B. die Präsentaionen der Architekten online stellen!
  • In seinem Infoschreiben an die Mühlstraßenanlieger kündigt unser Bürgermeister Herbert Kirsch an, die "direkt Betroffenen" "über die gesamte Bauzeit hinweg" per weitere Infoschreiben und Pressemitteilungen "regelmäßig über den Sachstand (zu) informieren und (zu) begleiten". - Auch hier geht doch viel mehr: a) Warum nur die "direkt Betroffenen" informieren? Wen betrifft ein Millionenprojekt in Downtown? Ich meine, alle Interessierten Bürger sollten angesprochen sein. b) Dauerhaft kann im Web - z.B. in einem "Baustellen-Blog" aktuell, anschaulich und detailliert informiert werden. Das wird in der Lokalpresse so gar nicht gehen: Die muss natürlich auch andere Themen behandeln. Apropos: c) Dass sich Betroffene (und alle Interessierten) per Pressemitteilungen in Echtzeit und aus allererster Hand informieren können, lässt sich ebenfalls im Web leicht einrichten: Wie auf jeder Firmenwebsite üblich, würde ich auch bei www.diessen.de einen Presse-Bereich einrichten, in dem alle Presseinformationen der Gemeinde für jedermann sichtbar sind. Hier würde ich sogar noch weiter gehen: Auch alle Dokumente, die den Presseleuten z.B. bei Gemeinderatssitzungen zu Tagesordnungspunkten als Hintergrundinformationen ausgehändigt werden, sollten künftig im Pressebereich online sein.
  • Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten im Web ein Mammutprojekt wie den Mühlstraßenumbau transparent zu machen und interessierte Bürger mitzunehmen, würde ich alles temporär auf einer gesonderten Seite, unter einem speziellen Menü-Punkt "Umbau Mühlstraße" auf www.diessen.de zusammenfassen. Das erleichtert die Auffindbarkeit, das systematische Zusammentragen und betont den hohen Stellenwert des Projekts und des Willens, es transparent zu verwirklichen. Auf dieser separaten Seite könnten neben den bereits vorgeschlagenen Inhalten auch Bereiche für Bildergalerien, "Fragen & Antworten", Foren, Videos, Präsentationen, dokumentierte Baufortschritte bis hin zu aktuellen Terminen und zu einer "Meckerecke" etc. eingerichtet werden.
  • Wie soll denn das alles umgesetzt werden? Professionelle Kommunikation geht heute weder in einer Nebenrolle noch allein mit althergebrachten Methoden. Allein im Luftkurörtchen Dießen gibt es zahlreiche Spezialisten - unter anderem anzutreffen im Ammersee Denkerhaus - die aus ihrem beruflichen Alltag Knowhow und Projekterfahrung besitzen. Wie der heimische Bauingenieur, der lokale Handwerker, so sind diese Experten professionell zu nutzen. Budgets - auch für Online-Kommunikation - müssen den Aufgaben und neuen Möglichkeiten entsprechend gestaltet, auch umgestaltet werden. Jetzt werden z.B. im Haushaltsplan die Weichen gestellt. - Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage der Verantwortlichkeit für die Kommunikation der Marktgemeinde. Im Unternehmen ist Kommunikation ganz oben, beim Geschäftsführer oder wenigstens einem Geschäftsleitungsmitglied, angesiedelt. Wie macht das eine Gemeinde? Welche Rolle spielt dabei ein Gemeinderat? - Das ist für mich persönlich eine spannende Frage...
Diese ersten Vorschläge - und meine Fragen - stelle ich hier gerne zur Diskussion.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Also, dass nun schon so viele Tage ohne eintrudelnde Kommentare verstrichen sind, wird dem Thema und deiner Aufbereitung nicht gerecht. Möglicherweise ein heisses Eisen momentan. Aber wer dich kennt weiss, dass du konstruktive Intentionen hegst. Deshalb also ganz Post-bezogen: Danke dafür!

Für mich steckt in der Kommunikation zwischen Gemeinde und Bürger mit das grösste Potential, das die Gemeinde in und für die Zukunft heben kann (übrigens nicht nur in Dießen).

Lebendige Demokratie auf kommunaler Ebene hat viel mit dem Gefühl zu tun, dass man als Bürger nah dran ist an Entscheidungen und Prozessen, dass man sich informiert fühlt und auch wahrgenommen wird mit seinem eigenen Beitrag und seinem Einsatz für die Gemeinschaft.

Die Lust zur gesellschaftlichen Teilhabe, zum Mitreden und Mitmischen und Einsatz bringen wäre - davon bin ich überzeugt - prinzipiell bei Vielen leicht hervor zu kitzeln. Mit dem Fokus auf die Kommunikation und dem Einsatz von aktuellem Know-how, um die unterschiedlichen Menschen vor Ort wirklich zu erreichen könnte die Gemeinde sicherlich viel bewegen.

Der Neujahrsempfang zum Beispiel, den der Bürgermeister vor 18(?) Jahren eingeführt hat, ist solch ein "Kommunikationstool", welches positiv kulturbildend in der Gemeinde wirkt. Eine gute Sache. Andere Gesellschaftssegmente brauchen andere Andockstationen unterschiedlichster Art - virtuell und physisch.

So ein die Bürgerschaft durchziehendes "kommunales Gefühl" ist nun aber nix, was man schnell mal flächendeckend herstellen kann. Es wächst langsam und muss gehegt und gepflegt werden, damit eine noch lebendigere und umfassendere lokale Gemeinschafts- und Beteiligungskultur daraus entsteht, die so viele Bürgergruppen wie irgend möglich integriert.

Hier geht es also nicht so sehr um Transparenz an und für sich, als vielmehr um ständiges updaten im Sinne einer einfach zugänglichen, einladend aufbereiteten, modernen Kommunikation in allen Facetten, die ein Gefühl der erwünschten und sinnvollen gesellschaftlichen Teilhabe auch bei Bürgern weckt, die sich bislang nicht angesprochen fühlten.

Insbesondere wenn's um die Jugend geht, wünsche ich mir hier das Ausloten und Schöpfen noch nicht genutzter Potentiale. Lesenswert in dem Zusammenhang übrigens das kleine Büchlein "Kommunale Intelligenz" von dem bekannten Hirnforscher Gerald Hüther.

Das hieße also für die Zukunft... - Oh! Man kann ja das Z-Wort schon kaum mehr benutzen ohne ganze Assoziationsketten zu Diessener 'Kommunikationsherausforderungen' auszulösen....

Also noch mal - Du fragst ja nach der Butter - ... Das hieße für die künftige Entwicklung, dass die Gemeinde für diesen Aspekt gemeindlichen Wirkens eine Instanz mit professioneller Kommunikation betrauen müsste. Das wäre die "Hardware" Seite.

Allerdings macht das erst dann Sinn wenn auch die "Software" Seite klar ist. Schließlich sind ja professionelle Dienstleistungen oder gar eigene Stellen keine kleinen Positionen im Haushalt.

Was wie wem kommuniziert wird bräuchte dann also auch noch gesondert und intensive Aufmerksamkeit. Grundlegende Fragen des eigenen Selbstverständnisses müssen in der Tiefe geklärt sein: Wie genau sieht sich die Gemeinde und wie möchte sie sich entwickeln - für was steht sie und für was will sie stehen, für die Bürger, für die Nachbarn, für die Gäste - heute, in fünf und in 20 Jahren?

Ein Himmelreich für spannende und bereichernde Diskussionen mit den Bürgern :-)

Alles Themen wo man niemandem in der Gemeinde Vorwürfe machen kann ohne ungerecht zu werden, in denen im Jahr 2014 aber auch gut Luft nach oben ist.

Also kein kleines Fass das Du da aufgemacht hast.

Ich würde mir wünschen, dass das Thema in der neuen Legislaturperiode aktiv aufgenommen wird.